Bevor ich die Ausschreibung gelesen hatte, stand China bei mir nicht wirklich auf der Bucket List. Einige Länder in Asien wollte ich besuchen. China gehörte nicht dazu. Mein eigentlicher Plan war ein Auslandssemester in Kanada oder Australien oder wo man so normalerweise hinfährt. Aber was solls. Hörer geschnappt und angerufen. Außer den wenigen Informationen, die ich durch einen Dozenten in einer Vorlesung aufgeschnappt hatte, hatte ich keine Ahnung was da auf mich zukommen könnte, so dass anrufen und fragen für mich die einzig logische Konsequenz war. Und schon war es um mich geschehen. Während ich mit der netten Frau am Telefon sprach wurde mir immer klarer, dass die Aufgabe wirklich etwas für mich sein könnte. Während ich so sprach und sprach und sprach, wuchs meine Begeisterung mit jedem Wort. Zu dem Zeitpunkt stand für mich fest: ICH MUSS DAHIN!
In Deutschland lief alles in den immer gleichen Bahnen. Morgens aufstehen, arbeiten gehen und danach in die Vorlesung. Wenn mal keine Vorlesung war, stand lernen auf dem Programm. Das war auch ok. Von nichts kommt nichts und da ich einen gewissen Ehrgeiz an den Tag lege, lerne ich gerne und mag es zumindest in diesem Bereich erfolgreich zu sein. Mein Job war schon lange nicht mehr die Erfüllung für mich und es war absehbar, dass ein Wechsel ins Haus stand. Eine Veränderung würde mir gut tun. So war die Ausschreibung für mich die herbeigesehnte Möglichkeit den Absprung zu schaffen und etwas zu verändern.
Also die fixe Idee schnell noch mit den Liebsten besprochen, damit auch beide an einem Strang ziehen, und die Bewerbung geschrieben - diese viel mir erstaunlich leicht, weil ich einfach geschrieben habe was mir auf dem Herzen lag und was ich mit China und der Aufgabe, die ich dort übernehmen soll, verbinde.
Kurze Zeit später kam dann auch die Einladung zum Vorstellungsgespräch.
Wir waren eine kleine Runde und es war ein nettes Gespräch. Keine unerwarteten Fragen oder Aufgaben. Außerdem haben wir zuvor noch einen ausführlichen Vortrag über China und unsere Aufgabe dort bekommen, so dass viele Fragen meinerseits bereits beantwortet wurden. Die Motivation war danach nicht weniger...
Umso erfreulicher war deshalb die Zusage einige Tage später :)
Und auf einmal kamen Fragen über Fragen. Die Zusage läutete einige Veränderungen ein. Die Finanzen mussten strukturiert werden. Ein Plan musste her. Außerdem war da noch die große Frage: Was wird mit meinem Job? Kann ich mich freistellen lassen? Kann ich ein Sabbatical einlegen? Muss ich kündigen?
Am Ende kam es wie es kommen musste. Ich musste kündigen. Aber auch das war ok. Wenn etwas neues beginnt, muss man häufig alte Dinge hinter sich lassen. Nach reiflicher Überlegung, Wehmut und ein bisschen hin und her, war die Kündigung geschrieben und übergeben. Und....es machte sich Erleichterung breit. Die Entscheidung war getroffen und ich konnte mich so voll und ganz auf einen neuen Lebensabschnitt freuen, der mir mit Sicherheit neue, wundervolle Erfahrungen beschert - positiv und negativ. Ich bin davon überzeugt, dass mich jede Erfahrung wachsen lässt und da mir das Land so fremd ist, wird diese mich besonders wachsen lassen.
Und danach....das steht auf einem anderen Blatt.
In der Zeit nach der Zusage war noch einiges zu regeln. Viele Unterlagen fürs Visum mussten erstellt werden und wir haben etliche Informationen bekommen. Zum Glück wurden wir super betreut und hatten immer einen Ansprechpartner.
Die Flüge sind bereits gebucht, die ersten Reisepläne bes0prochen und einige Informationen über Unterkunft oder Anreise mit den anderen ausgetauscht. China wird immer präsenter und realer. Persönlich kennengelernt hatte man seine Mitstreiter und Mitstreiterinnen bislang noch nicht. So war es sehr schön, dass wir vor Abreise einen zweitägigen Workshop hatten, bei dem wir zum einen die Gelegenheit hatten einander zu beschnuppern. Zum anderen haben wir auch viele wertvolle Tipps für unseren Aufenthalt erhalten.
Im Rahmen des Workshops haben wir wertvolle Tipps von Studentinnen erhalten, wie diese sich ein gelungenes Tutorium vorstellen. Zudem haben wir eine kleine Didaktikschulung bekommen. Hierbei wurde sehr schnell deutlich wie unterschiedlich der deutsche und der chinesische Student sind. Zwei nicht unterschiedlicher sein könnende Lerntypen treffen dort aufeinander und so müssen auch wir uns im Tutorium anpassen. Eine meiner Aufgaben für die Zeit nach meiner letzten Klausur wird deshalb eine kleine Recherche sein, welche Spiele und Lehrmethoden ich mitnehmen kann. Chinesen lieben spiele und mir gibt es etwas Sicherheit mich etwas vorzubreiten, so dass ich nicht gänzlich unvorbereitet fliegen muss. Da ich nicht unbedingt die kreativste bin, helfen mir einige Ideen sicherlich weiter.
Darüberhinaus hatten wir die Gelegenheit einige unserer Dozenten kennenzulernen und haben die Fächer verteilt. Jeder von uns hat Fächer bekommen, die ihm mehr oder weniger liegen. Da wir eine bunt gemischte Truppe sind und von jedem Studiengang etwas dabei ist, konnten wir die Fächer gut abdecken. Der Rest wird sich dort zeigen. Das Gesamtbild wurde auf jeden Fall etwas klarer und die letzten ungewissen Punkte besprochen. Das wichtigste ist Spaß, dann haben Studenten/innen und Tutor/innen das meiste von der gemeinsamen Zeit.
Einige wichtige organisatorische Hinweise haben wir auch noch erhalten und Informationen zu Internet, Handynutzung und auf was wir achten sollen. Eine kleine Einführung in Land, Leute und Kultur. Einiges hatte ich bereits gelesen, manches war neu und die Erfahrungen von anderen sind doch immer etwas lebendiger. Um den Zugang zu Internet und dem Kontakt zu Familie und Freunden in der Heimat müssen wir uns vermutlich wenig sorgen machen :) Mal sehen wie es dann im täglichen Leben klappt.
Was mir diese Tage jedoch auch vor Augen geführt haben: es geht so langsam in die heiße Phase. Meine offizielle Verabschiedung ist bereits erfolgt, die letzten Klausuren und Hausarbeiten sind in Arbeit, viele Besorgungen sind schon gemacht und einige stehen noch auf der To-Do-Liste für die nächsten Tage, denn......in VIER WOCHEN ist es schon soweit und das große Abenteuer beginnt. Eine wichtige Frage noch: Wie soll ich es schaffen sechs Monate in 30 Kg zu packen???
Vorher aber noch: die Abschiedsfeier!
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Babette (Mittwoch, 05 September 2018 16:23)
Hallo Babette :))
dein anderes ich ist jetzt auch dabei und folgt Dir....
Das liest sich alles sehr spannend und ist es wohl auch. Ich wünsche Dir viel Spaß und
tolle Erfahrungen und bin davon überzeugt, dass die Zeit wie im Flug vergeht.
Bis bald, ich drück dich
Babette
Beate (Montag, 27 August 2018 12:38)
Ich bin sooo froh, dass wir uns über diese weite Entfernung doch gut verständigen können.
Es funktioniert mit Schreiben und per Video sehen. Einfach toll, wenn ich da an früher denke...
Was haben unsere Eltern ausgestanden! Das verstehe ich erst jetzt...
Nun hat Dein erster Arbeitstag begonnen (oder ist schon um...) und ich bin gespannt auf Deine neuen Nachrichten. Da hast Du immer viel zu tun - mit dem Berichten :-)
Bis nachher mein Schatz... Hdgdlmum
Marie-Christine (Donnerstag, 23 August 2018 10:37)
Jetzt ist es endlich soweit und ein weiteres Abenteuer (der besonderen Art) erwartet Dich! ...Du rockst das Ding ��
Wolfgang (Dienstag, 21 August 2018 22:53)
Liebe Babette,
jetzt sind es keine zwei Tage mehr, und Dein Abenteuer und Deine große Reise beginnt.
Ich wünsche Dir erst einmal, dass alles gut klappt, Du ohne Stress nach China kommst und dort alles gut antriffst. Und wenn Du dann da bist, versuche die Zeit zu genießen. Du wirst bestimmt viele neue und imposante Eindrücke gewinnen. Und hoffentlich auch nette Leute kennen lernen, damit das Heimweh nicht allzu groß wird ;-))
Freue mich schon, Deine ersten Eindrücke hier nachzulesen.
Alles Gute für die Reise und ganz lieben Gruß
Wolfgang