Eine Woche Urlaub :)

Seit dem letzten Beitrag ist leider eine Weile vergangen. Dies liegt aber nicht zuletzt daran, dass ich diese Woche mein erstes wirkliches Wochenende seit ca. einem Monat hatte. Vorletztes Wochenende habe ich sogar durchgearbeitet, weil man das in China so macht, wenn unter der Woche Feiertage sind. Hoffen wir mal, dass wir die Feiertage in Deutschland weiterhin zusätzlich erhalten :D

 

Aber was habe ich in den letzten Wochen gemacht. Ich beginne Mal mit meiner kleinen Urlaubsreise nach Guilin. In der ersten Oktoberwoche war die goldene Woche in China. In dieser Woche hat so ziemlich jeder Chinese frei und fährt entweder in den Urlaub oder besucht seine Familie. Da es in dieser Woche nicht wirklich sinnvoll ist in große Städte zu fahren, wollten wir ein wenig die Landschaft Chinas zu erkunden. Natürlich in der Hoffnung, dass dort weniger los ist. Ich verrate es euch vorab: Es war sicherlich weniger los als in Shanghai, aber trotzdem waren viel zu viele Menschen unterwegs und es ist nicht vergleichbar mit dem, was ich sonst unter Natur verstehe. Die meisten Wege sind befestigt und Wanderungen halten sich in Grenzen. Aber es war trotzdem schön.

 

Da wir in China kein Auto fahren dürfen, habe ich mich schlau gemacht was es für Reiseanbieter gibt. Bei meiner Suche bin ich auf China Discovery aus Chengdu aufmerksam geworden und habe eine Anfrage gestellt. Das Paket war sehr gut: Fahrer, Guide, Unterkünfte mit Halbpension und Eintritte für 7 Tage für ca. 600 € pro Person.

Der einfachste Weg von Tai’an nach Guilin zu kommen, ist zu fliegen. Es dauert nur 2,5 Std., plus die Anfahrt nach Jinan (1,5 Std.). Wenn man ausreichend Zeit mitbringt, kann man sich auch für das Abenteuer Nachtzug entscheiden. Die Fahrt dauert dann allerdings ca. 28 Std.. Ist aber sicherlich auch ein Erlebnis. Am Flughafen in Guilin hat uns unser Guide Daniel empfangen. Ein super lieber Kerl. Er hat sich sehr viel Mühe gegeben und ist auf jeden Wunsch eingegangen. Nachdem er gemerkt hat, dass wir nicht die typischen Touristen sind, die nur drei Wochen in China sind, hat er die Restaurants etwas angepasst und ist auch ansonsten auf jeden Extrawunsch eingegangen. Ich habe mir die Karte geben lassen und beim nächsten Mal werde ich ihn einfach direkt anschreiben. Er kommt aus der Region und konnte uns unglaublich viel über die Region, die Kultur und die Pflanzen erzählen. Also ganz klare Empfehlung 😊

Guilin

Guilin ist eine etwas größere Stadt in der Region. Bekannt ist die Stadt für ihre Kalkhügel, Reisnudeln und den Osmenthus Baum. Die Blüten werden für Tee genutzt. Aber unabhängig davon hat der Baum einen sehr starken, super angenehmen, Eigengeruch. In Yangshuo roch es ganz extrem nach dem Baum. Aber auch in Guilin ist der Baum überall zu finden und verleiht den Straßen einen individuellen Geruch. Ich würde den Geruch als süßlich beschreiben. Vielleicht wie eine ganz stark duftende Rose.

Im Zentrum gibt es mehrere Bereiche. Eine Haupteinkaufsstraße, in der sich die meisten Geschäfte befinden und die am Ende in unterschiedlichen Parks endet. Überquert man die Straße gelangt man in den neu errichteten Teil des Zentrums. Hier wurde ein neues Viertel im alten Stil errichtet. Super schöne kleine Häuschen, mit gutem Essen und niedlichen kleinen Boutiquen.

Da die goldene Woche eine der Haupteinkaufswochen der Chinesen ist, war die Stadt voll mit Menschen. Vor den Läden standen Angestellte, die wie Marktschreier geklatscht und gerufen haben. Es war also sehr laut. Am Abend lädt die Stadt zum Bummeln im Park und der Einkaufsstraße ein oder man kann in den unzähligen Bars, unter anderem auch ein Pub, das ein oder andere Bier trinken. Wir waren auch in einem Spielpalast. Absolut verrückt. Es ist einfach nur bunt, schrill und laut. Besonders am Tanzen haben die Chinesen sehr viel Spaß. Für den Deutschen ist es zudem ungewohnt, dass selbst um elf Uhr noch kleine Kinder durch die Straßen getragen werden. 

Elephant Trunk Hill, Reed Flute Cave und Jingjiang Prince City Scenic Area

Ich weiß nicht warum, aber die Chinesen müssen in jeder Felsformation etwas sehen. Sei es einen Affen, eine Frau, einen Mann oder irgendein anderes Tier. So auch beim Elephant Trunk Hill. Es soll ein trinkender Elefant sein. Drumherum kann man sich noch einen Tempel ansehen und es gibt eine Firma die Reiswein produziert. Man geht auch an einem Felslager dieser Firma vorbei. Vergorene Milch ist nichts im Vergleich zum gärenden Reiswein…

Wie man sieht, liegen die Sehenswürdigkeiten häufig mitten in der Stadt und die Wege sind kurz.

An diesem Platz ist mir auch fast diese Kugel auf den Kopf gefallen:

Früher haben Frauen die Kugeln aus Kleidung hergestellt und wenn die Frau einem Mann zeigen wollte, dass er sie ansprechen darf, dann hat sie ihm die Kugel überreicht. Heute kaufen Touristen die Kugeln, schreiben ihre Namen drauf und hängen sie an einen Baum. Verbunden mit der Hoffnung auf Glück. Naja, mich hat sie fast erschlagen. Aber Daniel meinte es bringt Glück und ich könne sie mitnehmen. Ich werde sie dann zuhause mal übergeben und gucken, ob Patrick sich traut mich anzusprechen 😉. Ich hoffe das Paar, dem diese Kugel zuerst gehört hat, wird weiterhin Glück haben.

Anschließend ging es zur Reed Flute Cave. Eine Tropfsteinhöhle. Aber lasst euch gesagt sein, ganz anders als deutsche Höhlen. Seht selbst:

Die Chinesen mögen es einfach bunt, mit Musik und Blitzen…Die meisten Stalaktiten und Stalagmiten sind auch nicht abgeschirmt. Deshalb sind viele von Ihnen glatt gerieben und in der Höhle herrscht ein Geräuschpegel. Unglaublich. Die chinesischen Gruppen haben jeweils einen Guide und der rennt mit einem Mikro vor. Die 100 Chinesen hinterher. Dann kommt noch die Italienische Truppe hinzu und unser Guide versucht uns fünf Leuten etwas zu erklären. Eher schwierig. Aber ein Erlebnis. 

Von der Scenic Area aus kann man die ganze Stadt überblicken. Außerdem kann man sein eigenes Glückszeichen "drucken". 

Longji Rice Terrace

Die Terrassen sind ca. 90 km von Guilin entfernt und liegen auf einer Höhe von ca. 1.000 m. Innerhalb der Region liegen diverse kleine Dörfer. Aufgrund einer Baustelle konnten wir uns lediglich zwei ansehen. Das eine Dorf war noch sehr ursprünglich und nicht so touristisch erschlossen wie das zweite Dorf, in dem wir dann auch übernachtet haben. Die Dörfer sind durch einen schmalen Wanderweg verbunden, der auf dem Hinweg auch ausnahmsweise leer war. Auf dem Weg und in den Dörfern sind unterschiedliche Plattformen, von denen man einen super Ausblick auf die Reisfelder hat. Die Bauern bauen unterschiedlichen Reis an. Die goldenen Ähren sind der normale Reis. Auf einigen der Bilder sieht man auch noch lilane Ähren. Hierbei handelt es sich um Sticky Rice. Dieser Reis wird in dem traditionellen Essen der Region verwendet. Beim traditionellen Essen wird der Reis, zusammen mit Fleisch und Gemüse, in Bambus gefüllt. Das Ende wird verschlossen und die Bambusrolle kommt auf den Grill. Die Bauern nehmen sich dann die Rolle mit aufs Feld. Wenn sie Hunger haben, teilen sie die Rolle in zwei Stücke und essen den Reismix.

Bei einem typischen Haus haben unten die Tiere gelebt und erst im ersten Geschoss begann der Wohnbereich. Nachdem man durch die gesegnete Tür tritt, blickt man als erstes auf eine Art Tisch. Auf der rechten Seite sitzt der Mann, die Frau auf der linken Seite. Sind Gäste anwesend, sitzen sie an den Seiten des Raumes. Der Mann sitzt immer auf der rechten Seite, weil dies die gute Seite ist. Es gibt auch Kulturen, bei denen die Großmutter auf der rechten Seite sitzt, da sie die wichtigste Person im Haushalt ist und alles entscheidet. Eine weitere Besonderheit war, dass es in dem Haus drei Schlafzimmer gab. Eines für den Mann, mit zwei Ausgängen. Ein Ausgang führte ihn zu seiner ersten Ehefrau und ein Ausgang zu seiner zweiten Ehefrau. Interessant war, dass die erste Ehefrau die Tür nach außen und zum Mann von ihrem Raum aus verschließen konnte, wenn sie keine Lust auf ihn hatte. Die zweite Ehefrau hingegen konnte die Tür zum Mann nicht schließen. Dies ging nur von dem Zimmer des Mannes aus. Sie konnte sich somit nicht verwehren und musste dem Mann immer "zur Verfügung" stehen. Außerdem hatte die erste Ehefrau noch einen riesen Abstellraum, der an ihren Raum angrenzte, in dem Sie ihre persönlichen Gegenstände und Vorräte lagern konnte. Der Raum der zweiten Ehefrau war hingegen winzig. Es passte gerade einmal ein Bett hinein.

Etwas ungewöhnlich ist auch, dass die alten Menschen ihre Särge bereits im Keller bereitstellen. Sobald die Eltern alt werden, fertigen die Kinder einen Sarg an. 

Wie die deutschen so sind, haben sie sich an ihrem ersten freien Nachmittag dort natürlich nicht ausgeruht, sondern haben die Reisterrassen alleine erkundet. Hier abgebogen, da abgebogen, eine Mauer überwunden und einen Hang hochgeklettert und schon ist man an einer Stelle, an der der normale Tourist sich eigentlich nicht aufhalten sollte. Aber dafür hatten wir den Platz für uns ganz alleine. Das haben wir unserem Guide aber lieber nicht erzählt :D

Li River Cruise

Die Fahrt über den Li River dauerte ca. 4 Stunden und hat uns von Guilin ins ca. 84 km entfernte Yangshuo gebracht. Die Fahrt war super. Man musste zwar die anderen zwanzig Boote ausblenden, mit denen man sich gleichzeitig auf den Weg gemacht hat, aber da die Chinesen die Sonne meiden, und es ein sehr sonniger und warmer Tag war, hatten wir das vordere Deck die meiste Zeit für uns alleine. Auf der Fahrt habe ich noch einmal gut Farbe bekommen und kann jetzt braun in den Winter starten 😊 Während der Fahrt sieht man viel von der Landschaft und wir hatten sogar einen Guide auf dem Boot der, extra für uns, nochmal alles auf Englisch erklärt hat. Sehr nett. Während der Fahrt kommt man unter anderem auch an einer Bergkombination vorbei, die auf den 20 Yuan-Scheinen aufgedruckt ist.

Yangshuo

In Yangshuo wäre ich gerne noch länger geblieben. Die Stadt liegt in den Bergen, hat eine lange Einkaufsstraße und einen riesigen Park. Leider hatten wir nur einen Nachmittag und dieser hat definitiv nicht ausgereicht.

 

Abends haben wir uns noch eine Lichtshow angesehen und sind danach in die West Street gegangen. Ich habe noch nie in meinem Leben eine so volle Straße gesehen. Da ging nichts mehr. Ich werde mit den Massen auf dem Weihnachtsmarkt ab jetzt auf jeden Fall besser umgehen können. In der Stadt befindet sich auch ein deutsches Restaurant. Wenn eine Gruppe deutscher, vor einem deutschen Restaurant sitzt und das auch noch inmitten der West Street, erregt das sehr viel Aufmerksamkeit. Ich will nicht wissen wie viele Fotos es von uns gibt. Ich würde mir nur wünschen, dass die Chinesen Fragen und nicht einfach „heimlich“ Fotos machen. "Heimlich" bedeutet: Sie stellen sich an deinen Tisch und halten dir die Kamera vor die Nase. Ohne ein Lächeln oder Nicken als Dank.

Am nächsten Morgen haben wir eine kleine Fahrradtour gemacht und uns dem chinesischen Straßenverkehr gestellt. Auf der Fahrt ging es immer am Fluss entlang und durch Reisfelder. Beim nächsten Mal möchte ich eine Bamboo Boat Tour machen. Ich glaube von dort aus hat man einen super Ausblick und kann die Natur in Ruhe genießen.

Der Baum (den ihr unten auf den Bildern seht) ist sehr beeindruckend. Er wächst immer weiter und es bilden sich starke Wurzeln, die am Ende aussehen wie eigene Bäume. Es ist wie ein Baum mit ganz vielen kleinen Bäumen um ihn herum und am Ende wirkt es fast wie ein eigener Wald.

Xianggong Hill

Auf dem Rückweg nach Guilin sind wir dann noch am Xianggong Hill vorbeigefahren. Nach unzähligen Stufen wird man mit einer atemraubenden Aussicht beglückt 😊

Tee - wieder was gelernt...

Wusstet ihr eigentlich das grüner Tee und schwarzer Tee vom gleichen Baum stammen? Es handelt sich lediglich um eine andere Verarbeitung. Der eine Tee ist frisch und der andere muss ein Jahr liegen. Das gleiche gilt auch für den ominösen roten Tee, den wir hier die ganze Zeit suchen. Daniel hat mich mit dieser Aussage sehr überrascht und wieder habe ich etwas gelernt :D

Kennt ihr die Blüte einer Passionsfrucht? Ich habe sie vorher noch nie gesehen. Finde sie aber wunderschön und einzigartig!

Unterm Strich hatte ich einen schönen Urlaub, die Woche verging wie im Flug und wir hatten eine Woche Sonnenschein. So hat alles etwas mehr Spaß gemacht. Beim nächsten Mal würde ich die Tour etwas anders planen, aber es hat gereicht, um einen ersten Einblick in die Region zu erhalten. Außerdem habe ich mir alles noch etwas ländlicher vorgestellt. Vermutlich muss man in eine ganz andere Region Chinas fahren, wenn man wirklich alleine sein möchte und unberührte Natur sucht. 

Kommentare: 5
  • #5

    Gabi (Donnerstag, 25 Oktober 2018 22:27)

    Hallo liebe Nichte, hab jetzt endlich geschafft, deinen aktuellen Bericht bis zum Ende zu lesen (nach drei Abläufen :) und jedes Wort und Bild hat mich in Staunen versetzt. Bin ein ganz klein wenig neidisch auf deine Abenteuer. Erlebe sie bitte für mich mit! Ich glaube Oma erhofft schon sehnsüchtig ein schriftliches Exemplar deiner Reiseberichte, denn das häppchenweise Lesen auf dem Handy der einen oder anderen deiner Tanten ist für sie doch anstrengend. Ich wünsche dir weiterhin tolle Erfahrungen auf deiner Reise. LG deine Tante Gabi

  • #4

    Babette (Montag, 22 Oktober 2018 02:14)

    Hallo Wolfgang,
    der Guide nannte sich Daniel. Sein richtiger Name ist Zuxue Ye. Aber das ist für die westlichen Touristen etwas schwer auszusprechen :D
    Deutsch konnte er nicht, aber sein Englisch war sehr gut. Er macht diese Touren auch schon ein paar Jahre und hatte einen Englischlehrer aus Liverpool. Deshalb klappte die Verständigung ganz gut :)
    Die guten Vorurteile...irgendwie musste ich davon auch einige über Bord werfen :D

    Glg und hab noch einen schönen Urlaub,
    Babette

    PS@Jenni: Aktuell plane ich noch erstmal wieder ins schöne Köln zu kommen ;)

  • #3

    Wolfgang (Donnerstag, 18 Oktober 2018 22:54)

    Ja das sind wieder mega tolle Bilder und ein super interessanter Bericht. Was Du da in der einen Woche alles gesehen hast, sehen andere ihr ganzes Leben lang nicht.
    Und Euer Guide hieß tatsächlich Daniel? Das ist aber kein typischer chinesischer Name ;-)
    Sprach er auch deutsch?
    Ich muss ja gestehen, dass ich wohl doch sehr viele Vorurteile bzw. eine ganz andere Vorstellung von China habe. Hätte zum Beispiel nie gedacht, dass es da irische Pubs gibt ;-P

    Wünsche Dir noch eine tolle restliche Zeit in China mit vielen Eindrücken.

    Glg Wolfgang

  • #2

    Beate (Montag, 15 Oktober 2018 20:12)

    Hi Schatz,
    das liest sich wieder kurzweilig... schade schon zu Ende :-) aber die Bilder sind beeindruckend.
    Eines schöner als das Andere.
    So nun wird wieder gearbeitet oder :-? Hoffentlich hast Du noch einmal Gelegenheit für weitere Berichte und Bilder.

    Hdgdlmum :-*

  • #1

    Jenni (Montag, 15 Oktober 2018 18:33)

    :-))))
    Logisch denken - Särge schenken.
    Tolle Eindrücke, die du in China machen darfst. Ich wünsche dir weiter eine tolle Zeit. Wiederkommen aber nicht vergessen.
    LG
    Jenni