Jedem (Neu-)Anfang geht ein Ende voraus...
Das habe ich in den letzten Wochen deutlich zu spüren bekommen. Aufgrund meiner Vorfreude auf all das spannende sowie unbekannte Neue, habe ich meine Gedanken bezüglich des Abschiedes erfolgreich verdrängt. Die Abschiedsfeier war schön und an diesem Abend habe ich es einfach genossen Zeit mit meinen Freunden und meiner Familie zu verbringen. Abschiedsgedanken konnte ich weitestgehend verdrängen. Umso näher die Zeit des Abschiedes rückte, je kürzer die To-Do-Liste wurde und je häufiger man noch ein letztes Bier zusammen trank, umso realer wurden auch die Abschiedsgedanken. Mein rationales Ich sagt: "Es ist weniger als ein halbes Jahr und die Zeit wird schnell vergehen. Außerdem war es die richtige Entscheidung und das bist genau du." Mein emotionales Ich denkt da jedoch anders. Egal wie lang oder kurz die Zeit ist. Besonders der Abschied von meiner Familie ist mir schwer gefallen. Auch wenn man immer eine Nachricht oder einen Anruf entfernt ist, so ist es doch etwas anderes. An dieser Stelle muss ich anmerken, dass meine Familie sich die größte Mühe gegeben hat mir den Abschied leicht zu gestalten, aber am Ende siegen dann (zum Glück) doch die Gefühle.
So traurig ein Abschied ist, es ist schön, dass es Menschen gibt die mich vermissen werden und mich trotzdem bei meinem Vorhaben unterstützen. Und neben diesen Abschiedsgedanken gesellt sich der fröhliche Gedanke, dass ich in den nächsten Monaten eine Menge erleben darf und ich im nächsten Jahr bei vielen Willkommens-Bieren neben den ganzen Glücksgefühlen alle wiederzusehen auch eine Menge erzählen kann. Gründe zum Feiern und Beisammensein finden sich immer :)
In meinem ersten Beitrag habe ich von meiner 30 kg Herausforderung erzählt. Nach einem aufreibenden Samstag habe ich es dann endlich geschafft so viel auszusortieren, dass ich alles Wichtige aber auch nur das Nötigste eingepackt habe. Inwieweit das ausreicht, was ich am Ende ungenutzt wieder mitbringe und was ich vor Ort noch kaufen muss, wird sich im Anschluss zeigen. Ich fühle mich gut ausgestattet, aber es ist ganz klar: ein halbes Jahr mit 30 kg - wenn es sich nicht nur um eine private Reise handelt - ist unmöglich!
Meine Reise ist ohne Komplikationen verlaufen. Nach der Frage einer Flugbegleiterin, ob ich denn Gepäck aufgegeben hätte, war ich zwar kurz etwas unsicher, aber am Ende war mein Gepäck im richtigen Flugzeug und hat mich in Beijing auch erreicht.
Die Ankunft in Beijing war ernüchternd. Mit Englisch hat man lediglich in manchen Hotels und am Flughafen Glück. Die meisten Taxifahrer und auch viele Hotelangestellte sprechen kein Wort. Die Verständigung ist dementsprechend schwierig, um ehrlich zu sein unmöglich. Viele der Taxifahrer winken ab und man weiß nicht wo und wie man ein Taxi bekommen soll. Der Bahnhof ist selbst am späten Abend noch gut gefüllt und auch viele Schilder sind nicht lesbar (wenn nicht eine englische Übersetzung darunter zu finden ist). Beijing erinnerte mich alles in allem eher an Bali und war nicht ganz wie ich es erwartet hatte. Da ich spät anreiste musste eine Erkundung der Stadt warten.
Am nächsten Tag ging es schon weiter nach Tai'an. So chaotisch wie es manchmal wirken mag, ist es gar nicht. Unsere Weiterreise sollte per Zug stattfinden. Vor unserer Anreise hat die Hochschule bereits Zugtickets reserviert. Diese haben wir an einem Schalter im Bahnhof in Beijing abgeholt. Die erste Herausforderung war, die Anzeigetafeln und das ganze System zu verstehen. Bevor man den Bahnhof betritt wird man durch eine Sicherheitskontrolle geschleust. Ähnlich derer am Flughafen. Auch danach befindet man sich in einem Wartebereich, der an ein Terminal erinnert. Es finden sich allerlei Geschäfte und verschiedene Gleiszugänge. Der Eingang sieht aus wie die Selbstterminals bei der deutschen Passkontrolle am Flughafen oder der Zutritt zu amerikanischen U-Bahnen. Das Ticket wird eingeführt und es öffnen sich einzelne Schleusen - ähnlich wie beim Boarding eines Flugzeuges. Die Bahngleise können dann betreten werden. Solange sich kein Zug am Gleis befindet sind die Bahnsteige leer. Das Gedrängel der Bahnhofshalle ist auf den Bahnsteigen verschwunden. Jeder kann in Ruhe einsteigen und zu seinem Platz gehen. Danach geht´s dann mit 300 km/h zum gewünschten Zielort.
Bei meiner nächsten Zugreise werde ich ein kleines Video von der Prozedur machen :)
Bereits bei der Ankunft in Tai'an zeigte sich die Stadt von einer ganz anderen Seite als Beijing. Sauberer, leerer und alles in allem schöner. Wir wurden abgeholt und in unsere Unterkünfte gebracht. Ich fühle mich ein wenig in die Zeit meines ersten Studiums versetzt. Es herrscht Wohnheimfeeling. Man trifft sich Mittags und Abends vor dem Haus zum gemeinsamen Essen und auch ansonsten erkundet man die Gegend gemeinsam oder trinkt abends ein Bier. Auch das einfach eingerichtete Zimmer erinnert mich ein wenig an meine Zimmer in Nordkirchen. Die Häuser und Wohnungen sind einfach, aber ausreichend und für asiatische Verhältnisse sehr gut. Vor dem Haus und eine Ecke weiter finden sich Bäume und eine kleine Parkanlage.
Das Essen hat mir bislang sehr gut geschmeckt. Es ist typisch asiatisch, aber sehr lecker. Besonders am ersten Abend haben wir in einem - wie in China üblich - Separee unterschiedlichste Speisen gereicht bekommen. Diese werden einfach in die Mitte gestellt und jeder Gast nimmt sich so viel er mag. Einfach mit den Stäbchen von der Mitte weg. Gegessen wird gemeinsam und dazu gehört eben auch teilen!
Bereits am ersten Tag bekam ich die Vorurteile hautnah zu spüren. Im Starbucks werden sich am Tisch die Fingernägel geknippst, neben dem Gepäckband wird fröhlich gerülpst und laut Erzählungen wird im Park gepupst. Eine Sache kann ich jedoch, zu meiner Freude, nicht bestätigen. Das Schmatzen. Es wird mit Sicherheit noch kommen, aber bislang haben die Chinesen an anderen Tischen dies nicht gemacht.
Außerdem muss man überall anstehen. Ich glaube nach meiner Zeit hier bin ich ein geduldiger Schlangesteher und werde mich nicht mehr beschweren. Selbst wenn eine Kasse plötzlich zugemacht wird, stellt sich die Schlange ohne ein Wort geduldig bei der anderen Kasse - hinten - an.
In den ersten Tagen ist mir bereits die Gemeinschaft aufgefallen. Besonders die älteren Chinesen sind auf dem Campusgelände überall in kleinen Gruppen anzutreffen. Sie treiben gemeinsam Sport, spielen, tanzen oder unterhalten sich. Dieses Gemeinschaftsgefühl ist schön zu beobachten.
Ich fühle mich in Tai'an sehr wohl und freue mich auf die kommende Zeit. Die Zweifel, die in Beijing aufkeimten, sind verpflogen. Die Menschen hier sind sehr freundlich und hilfsbereit. Die Straßen sind nicht zu voll und die Fußgängerwege sauber. Der Campus und mein Zimmer sind sehr schön. Man hat von jedem Winkel die Berge im Blick.
Aber eins ist sehr wichtig: meine Übersetzungsapp :D und mobiles Internet hat mir bereits nach ein paar Stunden gefehlt. Navigation und Kommunikation erscheinen unmöglich!
Zudem bin ich gespannt wie sich das Wetter entwickelt. Angeblich soll es bis Oktober warm bleiben. Bei einer Luftfeuchtigkeit von > 90 % und ca. 30 C° hoffen wir eigentlich alle auf kühleres Wetter.
In den nächsten Wochen möchte ich zu dem ein oder anderen Thema noch etwas ausführlich berichten. Aber insbesondere in der ersten Woche prasseln Unmengen unterschiedlichster Eindrücke auf mich ein und ich benötige einfach ein bisschen Zeit diese zu sortieren.
babettesurgetoexplore@web.de
Diese Webseite wurde mit Jimdo erstellt! Jetzt kostenlos registrieren auf https://de.jimdo.com
Babette (Samstag, 08 September 2018 06:24)
Das stimmt. Es gibt hier auch eine Straße bei der an beiden Seiten hohe Pappeln stehen. Da sieht es wirklich so aus wie der Weg zur Neusser Str.. Der einzige Unterschied ist, dass hier Autos in der Mitte fahren.
Ganz besonders grün ist der Campus. Da sind überall kleine Wege, die von Bäumen umgeben sind.
Wolfgang (Donnerstag, 06 September 2018 22:06)
Ich war überrascht, wie grün es da in der Stadt ist. Erinnert so ein wenig auch an's Agnesviertel in Köln ;-)