Jetzt ist der erste Monat schon bald vorbei

Es ist nicht zu glauben, aber ich bin bereits seit drei Wochen in China…Die Zeit verging wie im Flug und manchmal kann ich es noch nicht ganz fassen. In den letzten drei Wochen habe ich einiges erlebt und eine neue Welt kennengelernt. 

Die Erkältung

War ja klar! Ich war seit einem Jahr nicht mehr krank und da komme ich nach China und fange mir in der zweiten Woche erstmal eine dicke Erkältung ein. Ich war sehr froh, dass ich mir eine gute Apotheke eingepackt hatte und vorerst nicht auf die chinesischen Apotheken zugreifen musste. An dieser Stelle muss ich auch ganz herzlich meiner neuen chinesischen Kollegin Fei danken, die sich sofort als gute Fee entpuppt hat. Am zweiten Tag meiner Erkältung hatte ich sofort chinesische Bonbons auf meinem Schreibtisch. Ich weiß nicht was drinnen war – ich glaube ich möchte es auch gar nicht wissen, aber ein Bonbon und der Husten war besser. Mit jedem weiteren Bonbon wurde er besser und besser. Nach ungefähr einer Woche hatte ich es dann geschafft und hoffe nun im Winter von weiteren Erkältungen verschont zu bleiben. Aber ich möchte an dieser Stelle festhalten: eine gute Reiseapotheke ist unerlässlich!


Wo wir schon einmal bei Fei sind

Fei arbeitet auch hier im Büro und unterstützt den Büroleiter. Neben dieser Tätigkeit kümmert sie sich aber auch rührend um uns und ist sehr geduldig. Jede noch so kleine Frage beantwortet sie uns. Ohne sie wären wir aufgeschmissen…sie bestellt uns ein Taxi, sie sagt uns welches Nasenspray wir kaufen sollen und worauf wir achten müssen, sie erklärt uns die chinesischen Bräuche und beantwortet uns jede Frage, sie hilft uns beim Mittagessen, sie redet mit Handwerkern, Wasserlieferanten und allen anderen Menschen die wir anrufen müssen oder die uns anrufen. Seit zwei Wochen hat sie auch die Aufgabe übernommen uns chinesisch beizubringen :D Hoch lebe die chinesische Höflichkeit. Ein wunder das sie nicht jedes Mal in schallendes Gelächter ausbricht. Ohne Fei wäre es weniger hell und fröhlich im Büro, sie ist wirklich eine gute Seele und ich bin mir jetzt schon sicher, dass ich sie sehr vermissen werde!

Mein Alltag

Ja, man kann wirklich so langsam von Alltag sprechen. Mein Tag beginnt um 07:40 Uhr. Wir treffen uns vor dem Haus und gehen gemeinsam zum Unigelände. In den letzten Wochen hatte ich dann von 08:00 bis 12:00 und von 14:00 bis 18:00 Bürodienst. Einen typischen Tagesablauf gibt es nicht. Der Büroleiter oder Fei sagen was sie benötigen, z. B. eine Liste oder was umgeräumt werden soll und dann wird das erledigt. Außerdem werden regelmäßig Klausuren geschrieben die beaufsichtigt werden müssen. Es ist interessant auch einmal auf der anderen Seite zu stehen. Auf dieser Seite sind zwei Stunden ganz schön lange und es tut mir tatsächlich manchmal leid Studenten die Klausuren abzunehmen, auch wenn Sie geschummelt haben…. Kaum zu glauben…aber in dem Moment schauen einen zwei große Augen an und da kann man wirklich Mitleid bekommen.

 

Jetzt ist allerdings auch erstmal vorbei mit reinem Bürodienst. Meine Tutorien fangen an und somit herrscht auch etwas mehr Abwechslung in meinem Alltag. Es ist erstaunlich wie selbstverständlich man seine Sprache und die Wörter verwendet, ohne sich über die Aussprache, die Herkunft oder genaue Satzbauregeln Gedanken zu machen. Das erste Mal werde ich mit Fragen konfrontiert, bei denen es mir manchmal wirklich schwer fällt den Unterschied in einfacher Sprache zu beschreiben.

Zum Beispiel: Was ist der Unterschied zwischen der wissenschaftlichen und der praktischen Sichtweise? Wo ist der Unterschied zwischen Problem und Problemstellung? Was ist der Unterschied zwischen verschiedene und konkrete Forschungsfrage? Was sind wissenschaftliche Ansätze? Was ist ein Räucherstäbchen? Mir fällt auf wie selbstverständlich ich die Begriffe verwende und wie selbstverständlich ich Sätze formuliere. Aber ich denke es ist ein gutes Training und es wird mir helfen meine Ideen sowie mein Wissen in einfachen Worten verständlich zu machen.

 

Am Mittag haben wir zwei Stunden Pause. Ich versuche mich nicht an den Mittagsschlaf zu gewöhnen, aber leider genieße ich ihn jetzt schon sehr. Hoffentlich kann ich das schnell wieder ablegen :D Nach dem Essen ist man aber auch einfach immer so Müde :D Und nach dem Mittagsschlaf gibt es dann erstmal einen Milchtee oder einen Kaffee. Meistens jedoch einen Milchtee. Hiervon gibt es sehr viele Geschmacksrichtungen und da Tee in immer noch China häufiger getrunken wird als Kaffee, bemühe ich mich meinen Kaffeekonsum zu verringern. Das habe ich bislang auch sehr gut geschafft. Ich trinke vielleicht zwei Kaffee in der Woche. Vorher waren es meist drei am Tag. Deshalb werte ich das als Erfolg :) Im Bereich Kaffee befindet sich China meiner Meinung nach gerade im Wandel. Vor einigen Jahren war es noch schwer vernünftigen Kaffee zu bekommen. Aktuell eröffnet jedoch ein Café nach dem anderen und dort findet man auch vernünftige Kaffeemaschinen. 

 

Nach der Arbeit mache ich meistens noch einen kleinen Abstecher in die Mensa und nehme mir eine Kleinigkeit mit nach Hause. Dort geht’s dann auf die Yogamatte und abends gibt es einen netten Film. Mein Vorsatz regelmäßiger Sport zu treiben ist bislang gut gelungen. Teilweise jeden, manchmal auch nur jeden zweiten Tag finde ich mich in meiner Sporthose wieder. Es tut mir gut und ich bin froh auch diesen Vorsatz umgesetzt zu haben.

 

Die Tage vergehen super schnell, aber das Wichtigste für mich ist, dass ich mich auf jeden neuen Tag freue, wieder gerne aufstehe und mich gerne auf den Weg mache.

 

 

Ach ja….ab und an Fallen Kätzchen vom Himmel – einige haben es vielleicht bei Instagram gesehen. Deshalb ein kleines Update. Die Katze lebt und ist wohlauf 😊

Auf dem Unigelände kann man nahezu alles besorgen. In jeder Ecke gibt es kleine Läden die Produkte etwas günstiger anbieten. Man bekommt von Obst, Toilettenpapier und anderen Badartikeln bis Schreibwaren, Mückenschutz, Handyladen, Post und kleinen Snacks eigentlich alles was man benötigt auf dem Campus. Häufig kann man direkt mit seiner Mensakarte bezahlen, sodass noch nicht einmal Bargeld benötigt wird.

Wir gehen entweder in die große oder in kleine Mensa auf dem Campusgelände. Das Essen ist bei beiden ähnlich. Man kann wählen zwischen bereits fertigen Produkten, die man sich dann zusammenstellen kann oder man bestellt ein Gericht und bekommt es frisch zubereitet. In der großen Mensa sind die Lebensmittel erfreulicherweise noch durch eine Glasscheibe von den Studenten getrennt. In der kleinen Mensa ist dies nicht der Fall. Etwas gewöhnungsbedürftig, aber irgendwie gewöhnt man sich hier schnell daran. Es ist alles etwas weniger steril. Das fällt besonders dann auf, wenn man durch die Küche rausgeht, da guckt man besser nicht so genau hin. Aber es schmeckt und über den Rest mache ich mir einfach nicht so viele Gedanken. Meinem Magen geht es gut und die Menschen hier stört es auch nicht. 

Gewöhnungsbedürftig ist allerdings das Gewusel. Aber auch an die vielen Menschen und das Schlangestehen gewöhnt man sich erstaunlich schnell. Ich bin in vier Monaten Profischlangesteher und übermäßig geduldig :D


Was habe ich ansonsten in den letzten Wochen gelernt

Die Frau - oder besser die Frau in einer Beziehung

Eigentlich habe ich nicht die Erfahrung gemacht, dass man als Frau in China anders behandelt wird. Man erhält die gleiche Unterstützung wie alle anderen und wird auch genauso bedient. Den einzigen Unterschied habe ich am letzten Wochenende erlebt, wenn Mann und Frau alleine, also nicht in einer großen Gruppe unterwegs sind. Ich war mit meinem Kollegen essen. Soweit erstmal nichts Ungewöhnliches. Am Eingang wurde ich auch noch herzlich Empfangen und umworben. Irgendwann saßen wir an einem Tisch in dem Restaurant und ab dem Zeitpunkt wurde mir nicht mehr viel Beachtung geschenkt.

 

Der Kellner kam mit einer Karte. Diese Karte drehte er zu meinem Kollegen. Natürlich war die Karte auf Chinesisch und ohne Bilder. Also musste die Übersetzungsapp herhalten. Entsprechend lange dauerte der Bestellvorgang. Witzig war der Moment, als ich auf ein Gericht gezeigt habe, der Kellner das Gericht übersetzte und die Übersetzung meinem Kollegen unter die Nase hielt. Ich wusste somit immer noch nicht um was für ein Gericht es sich handelte und musste Nachfragen. Bei der Frage: wie viel? Wurde meine Aussage auch gänzlich ignoriert. So lange der Herr nicht geantwortet hat wurde auch keine Menge vermerkt. Irgendwann kam dann auch das Essen. Die Spieße und Gerichte wurden alle so gedreht, dass der Herr auch angenehm zugreifen konnte, ohne sich an einem gefährlichen Spieß aufzuschlitzen. Nachdem ich mich eine ganze Weile doch etwas darüber aufgeregt hatte bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass es eigentlich auch gar nicht so schlecht ist. Ich kann mich immerhin hinsetzen, der Kinovorstellung des Bestellens zusehen und genießen. Das bezahlen ist dann auch nicht mehr mein Ding :D

 

Apropos bezahlen. Wir haben am Ende umgerechnet 13 € bezahlt inkl. Getränken – leider habe ich vergessen ein Foto zu machen – aber wir hatten ca. 8 Gerichte auf dem Tisch stehen, von Garnele bis Rindfleisch. Da kann ich es doch verkraften mal nicht wie eine Prinzessin behandelt zu werden!

 

An diesem Abend geschah auch etwas anderes Witziges. Denn nicht nur das Kellner wenig für mich übrig hatte, am Nebentisch war eine Gruppe Chinesen, die ausgelassen feierten. Irgendwann kamen sie rüber und fragten nach einem gemeinsamen Bild. Eine Frau hat mich noch selbst gefragt. Ein Mann hat allerdings meinen Kollegen gefragt, ob er ein Bild von mir machen könnte. Nachdem dieser – natürlich nicht wissend wozu er da gerade zugestimmt hatte – zugestimmt hatte, kam der Chinese zu mir und ich musste für Bilder und Videos posieren. Daran, dass ständig Fotos von einem gemacht werden gewöhnt man sich recht schnell. Als Europäer ist man hier ein kleiner Star.

 

 

Zusammenfassend sieht man sich mit diesen Eigenarten jedoch nicht konfrontiert, wenn man in einer Gruppe auftritt oder allein. Ich möchte diesen Vorfall deshalb auch nicht einfach auf alle Chinesen übertragen. Vielleicht lag es auch einfach an dem Kellner. Außerdem ist es einfach nicht ersichtlich, ob man als Paar oder als Freunde in einem Restaurant auftritt. Nicht jedes Paar in China zeigt sich auch so in der Öffentlichkeit und im Rahmen einer Ehe hat die Frau hier eben doch noch eine andere Rolle als bei uns. Aber ich denke auch das wird sich wandeln. Die junge Generation ist eher westlich eingestellt. Sie respektieren und lieben ihre Kultur, aber sie übernehmen auch viel von Übersee.

Die Sprache

Es ist unmöglich in China nur mit Englisch weiterzukommen. Wenn man Glück hat dann kann das Gegenüber ein paar Zahlen oder einige Worte, zusammenhängende Sätze sind jedoch schwierig. Chinesisch kann ich auch nicht, also muss ich mir anders helfen und da ich kein chinesisch spreche, kann ich ihnen auch keinen Vorwurf machen, dass sie kein Englisch sprechen. Ich bin immerhin in ihrem Land.

Aktuell hat sich für mich eine Kombination aus ein paar Wörtern oder Zahlen chinesisch und Verwendung einer Übersetzungsapp bewährt. Zum Glück sind die Chinesen in Tai’an sehr nett und zücken schon von alleine das Handy wenn sie mich sehen. Sie geben sich alle Mühe gemeinsam ans Ziel zu kommen.

 

 

Aktuell kann ich die App „Microsoft Übersetzer“ empfehlen. Geschrieben Texte übersetzt er zuverlässig.

Nachtmarkt vs. Supermarkt

Der Nachtmarkt findet jeden Abend ab 20 Uhr statt. Man bekommt alles was man benötigt auch auf dem Nachtmarkt und muss eigentlich nicht in den Supermarkt. Auf dem Nachtmarkt bekommt man allerdings auch viele andere Dinge: Stirnlampen, Verlängerungskabel, Spielzeug, Spiegel ...

Nachtleben und Gemeinschaft

Letztes Wochenende war unsere eigentliche Intention das Nachtleben von Tai’an zu erkunden. Leider mussten wir nach dem Essen jedoch feststellen, dass der Club direkt um die Ecke bereits halb eins kaum noch Besucher hatte. Auf dem Streifzug durch die Stadt mussten wir bald erkennen, dass auch kein anderer Laden geöffnet hatte und wir sind halb zwei dann ernüchtert wieder in der Wohnung angekommen. Tai’an soll keine Partystadt sein, aber vielleicht kann man noch ein paar nette Stunden verbringen, wenn man das Haus früher verlässt und den Abend damit früher beginnt sowie beendet. Bei der nächsten Gelegenheit werden wir es also erneut versuchen.

Als wir am Freitag ohne Ziel durch die Stadt liefen haben wir jedoch einige nette Entdeckungen gemacht. Zum einen haben wir leckere Pizza gefunden. Man glaubt kaum wie sehr man sich über Pizza freuen kann :D Außerdem haben wir einen kleinen Eckladen gefunden indem man Popcorn kaufen kann. Es gibt verschiedene Geschmacksrichtungen. Wir haben oben angefangen: Butter und Zucker. Ich sage euch…MEGA lecker. Zum einen bekommt man eine 25 Liter Tüte Popcorn und Einmalhandschuhe. Zum anderen ist das Popcorn einfach nur lecker. Selbst nach drei Tagen ist es noch knusprig und lecker. Und jedes Popcorn ist gleich gesüßt und es ist kein Korn dabei was nicht aufgegangen ist. Also das werde ich vermissen! Ich habe noch nie so gutes Popcorn gegessen! Beim nächsten Mal gibt es dann auch ein Bild.

Aber wie verbringen die Chinesen ihre Wochenenden?

 

Einen Teil habe ich letztes Wochenende bereits kennengelernt. Freitagabend sind wir auf einen belebten Platz gestoßen. Damen tanzten im Kreis und auf der Stelle, Kinder machten Schwerttanz oder Turnten und wurden von einem Trainer trainiert. Wieder andere unterhielten sich und schauten zu. Auf einem anderen Platz wurde getrommelt, gespielt und Sport getrieben. Wirklich an jeder Ecke war etwas los. Sobald es dunkel wird kommen sie raus und leben die Gemeinschaft. Auch unter der Woche sind die älteren Herrschaften häufig gemeinsam im Park oder vor der Tür anzutreffen. Aber eben nicht die ganze Nacht hindurch. Können sie auch nicht, da insbesondere die Rentner bereits am frühen Morgen wieder im Park sind, um sich an den Sportgeräten fit zuhalten. 


Die chinesische Bauweise - manchmal interessant

Mein Fazit

Langsam aber sicher bin ich angekommen und es ist auch nicht mehr alles super aufregend und neu. Ich habe mich an die Gerüche gewöhnt und einen Tagesablauf entwickelt. Es fühlt sich alles etwas bekannter an. Nichtsdestotrotz gibt es noch viel zu entdecken und von Langeweile bin ich noch weit entfernt.

 

Ich vermisse meine Familie, aber ich bin unendlich dankbar und glücklich hier sein zu können. Ich kann mich selber finden und mich mit mir und meinen Wünschen beschäftigen. Ich habe seit langem das Gefühl mal wieder zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein und das es genau der Ort ist andem ich jetzt sein soll. Außerdem habe ich das Gefühl meine Zeit mit etwas Sinnvollem zu verbringen. Sinnvoll für die Studenten und auch sinnvoll für mich. Gleichzeitig habe ich gemerkt wie viele Menschen es gibt denen ich wichtig bin und die für mich da sind. Es freut mich immer wieder, wenn ich eine Nachricht erhalte 😊 Ich danke euch dafür!

Kommentare: 3
  • #3

    Babette (Mittwoch, 19 September 2018 11:37)

    Alles was kitschig und bunt ist finden sie super :D

  • #2

    Wolfgang (Dienstag, 18 September 2018 19:04)

    Dem Foto vom Nachtmarkt nach zu urteilen scheinen die Chinesen ein Faible für den rosaroten Panther zu haben ;-)

  • #1

    Rouven (Montag, 17 September 2018 03:32)

    Jetzt habe ich dank Bürodienst endlich mal Zeit, deinen Blog zu lesen :D

    Und danke für die abendlichen Filmrunden bei Bier und Popcorn (das ich auch mal probieren möchte :D) Ich hoffe auf viele weitere Erlebnisse und netten Abende :)

    Bis gleich im Büro :D
    Rouven