Mein aktueller Alltag

Ich habe es in einem anderen Beitrag bereits angekündigt und vielleicht habt ihr euch die Frage auch schon einmal gestellt. Wie sieht mein momentaner Alltag aus?

 

Man kann es inzwischen Alltag nennen, da ich die meisten Geschäfte in der Nähe erkundet habe und die nähere Umgebung nicht mehr neu ist. Es ist schwierig sich die ganze Stadt anzusehen, da es lediglich Busse gibt und wie oder wann sie fahren, habe ich noch nicht ganz durchblickt.  

Die meiste Zeit halte ich mich auf dem Campusgelände auf. Alles notwendige bekommt man auch auf dem Gelände. Egal ob Toilettenpapier, Obst oder Toastbrot. Ansonsten gehe ich zum Mittag- oder Abendessen in die Mensa, auch am Wochenende. Es ist einfach der günstigste Ort und wir haben übersetzte Speisekarten bzw. kann man direkt auf die Speisen zeigen. Das ist bei anderen Lokalen häufig schwierig.

 

Aber beginnen von vorne. Mit meinem täglichen Weg zur Arbeit (die Bilder sind in der entsprechenden Reihenfolge sortiert)...Diesen beginne ich gegen 7:30 Uhr, gehe erst zur kleinen Mensa und dann ins Büro.

Mein Weg zur Arbeit

Mein Frühstück

Zu Beginn meiner Reise nach China habe ich noch mein übliches Frühstück gegessen. Joghurt, Obst und Haferflocken. Das Problem ist, dass der Joghurt in China viel zu süß ist. Selbst der Naturjoghurt schmeckt als hätte man eine Packung Zucker darin verloren. Außerdem war ich immer viel zu früh fertig und habe dann relativ lange in meinem Zimmer darauf gewartet, dass es losgehen kann.

Nach einigen Wochen wollte ich dann den nächsten Integrationsschritt gehen und wie die Chinesen frühstücken. Das Frühstück ist hier deutlich herzhafter. Die meisten essen entweder Nudeln, Reis oder Gemüse. Außerdem sind inzwischen auch Sandwiches, Wraps oder Crepes sehr beliebt. Es gibt auch etwas, was Churros ähnelt.

Bei mir gibt es häufig Toast mit Ei oder Toast mit Ei, Mais, Erbsen und (natürlich süßen) Soße. Manchmal genehmige ich mir auch einen Wrap. Und dazu trinke ich eine Bohnenmilch (ich nenne es so - es sind einfach pürierte Bohnen). Beim ersten Mal hat mich das Getränk sehr an einen Diätdrink erinnert. Aber die Chinesen trinken es morgens gerne, es ist warm und es macht satt. Es ist also kein super aussehendes Frühstück, aber es schmeckt - und darum geht es am Ende. Irgendwann traue ich mich auch mal an das wirkliche chinesische Frühstück - dann gibt es auch neue Bilder -, aber bislang komme ich nicht noch früher aus dem Bett :D

 

Die Tüte ist übrigens die chinesische Verpackung, wenn man zum Mitnehmen bestellt. In einer solchen Tüte bekommt man auch Suppen oder Nudeln. Vielleicht sollte ich der Frau im Salatladen demnächst auch anstatt einer Dose einen Beutel hinhalten? Auf das Gesicht bin ich gespannt :D

Frühstück von der kleinen Mensa

Angekommen sind entweder Büroaufgaben zu erledigen oder es beginnt direkt das erste Tutorium. Zu Büroaufgaben zählt die Vorbereitung von Klausuren, Klausuraufsicht, Erstellung von Leitfäden und Erledigung von Aufgaben der/für Dozenten/Dozentinnen. Tutorien finden meistens von 08:00 - 09:30, 09:40 - 11:10, 14:00 - 15:30 und 15:40 - 17:10 statt. Zwischen 11:10 und 12:00 besprechen wir uns mit den Dozenten/Dozentinnen. Ich hatte bislang noch nie den ganzen Tag Tutorien. Bei mir beschränkten sie sich immer auf Vormittags oder Nachmittags. Das liegt an meinen bisherigen Modulen. Bei meinem nächsten Modul werde ich auf jeden Fall drei Tutorien am Tag haben. Eines morgens und zwei nachmittags oder umgekehrt.

Apropos Module. Ich habe die Betreuung der Module Handelsmarketing und Praxistransfer übernommen. In den nächsten Monaten betreue ich dann noch wissenschaftliche Methoden und Human Resource Management. 

Das Büro

Vor- und Nachbereitung des tutoriums

da arbeiten die studierenden fleißig im tutorium

und ich fühle mich auf meinem Podest auch endlich mal größer :D

Die Unterrichtsräume sind entweder in der Form aufgebaut oder wie man die Hörsäle aus deutschen Unis kennt.

Meine Module sind so unterschiedlich, dass ich kein Rezept für die Tutorien habe. Meistens sind in den Skripten Fragen enthalten, die ich mit den Studierenden durcharbeite. An geeigneten Stellen, d. h. wenn ich merke die Studenten haben etwas nicht verstanden oder es kommen direkte Fragen, erkläre ich noch etwas Theorie, sodass sie ein wenig mehr Hintergrundwissen erhalten und die Grundlagen verstanden haben. Manchmal ist die Transferleistung für sie schwierig, aber am Ende klappt es und es ist schön, wenn sie sich selber Beispiele überlegen. Da erkläre ich dann Sachverhalte auch schon mal häufiger und immer wieder anders oder mit Bildern und Zeichnungen, denn auch für mich ist es schwierig einfache Formulierungen zu wählen. Es bietet sich an in Beispielen chinesische Firmen zu nehmen oder große internationale Firmen - das ist für einen Chinaneuling teilweise schwierig. Aber die Studierenden unterstützen und lassen einen nicht hängen :D Ansonsten muss ich erkennen, wann sie ein Wort nicht verstehen - manchmal sind sie auch so nett und lassen es mich wissen - dieses dann umschreiben und so erklären, dass sie es auch verstehen. Daran muss man wirklich arbeiten. Sie sind mit ihrer Übersetzungsapp aber auch sehr flink ;)

Am Anfang sind die Studierenden häufig etwas zurückhaltender, aber das ändert sich mit der Zeit. Wenn sie merken, dass man ihnen helfen möchte, helfen kann und nett ist, stellen sie Fragen und trauen sich ihre Fragen in oder nach der Vorlesung zu stellen. Es ist schön diesen Prozess zu beobachten und schön, wenn sie einem das Vertrauen entgegenbringen. Ein Nicken, Danke oder "ahhhh ja" ist schön und wenn sie am Ende noch eine gute Prüfung ablegen, freut man sich für sie und ist irgendwie auch ein bisschen Stolz auf sich, da man auch ein wenig zu der Leistung beigetragen hat.

Manchmal ist die Verständigung etwas herausfordernder, aber irgendwie klappt es dann. Im Zweifel wird übersetzt.

 

Was ich allerdings nicht bestätigen kann ist, dass die Studierenden ein Problem damit haben, wenn sie einfach dran genommen werden. In der Regel muss man etwas auf einer Antwort warten. Wenn man Glück hat meldet sich jemand und beantwortet die Frage. Wenn nicht, ist es aber auch kein Problem jemanden auszuwählen. Sie fühlen sich dadurch nicht angegriffen. Man sollte natürlich nicht immer dieselbe Person drannehmen.

Mittagessen in der großen Mensa

In der letzten Zeit gehen wir auch häufig in eine kleine Mensa direkt bei unserem Büro. Der Weg ist deutlich kürzer, aber dafür gibt es dort keinen Stand an dem frisch gekocht wird. Das bedeutet, man muss Glück haben, dass das Essen warm ist. Aber es gibt dort eine Art Blätterteig mit Gemüse oder Fleisch....sehr sehr sehr lecker.

Ich arbeite noch an einer Speisefotosammlung...

Danach Kaffee oder Milchtee im Wesalon

- entweder vor oder nach meiner zweistündigen Mittagspause. Am Anfang habe ich in der langen Mittagspause noch geschlafen. Da ich mir das aber nicht angewöhnen möchte, gehe ich momentan wieder ins Büro und lese oder lerne.

Jetzt wo es kalt wird, ist es ziemlich zügig im Wesalon und es ist nicht wirklich einladend den Kaffee dort zu trinken. Neben Kaffee haben sie auch leckeren Tee :)

Abendessen dann wieder in der kleinen Mensa

Mittag- und Abendessen unterscheiden sich nicht wirklich. Entweder isst man "warm" oder holt sich ein Sandwich. Warm bedeutet Gemüse, Nudeln, Reis, Suppe oder Putenschnitzel mit Fladenbrot. Wenn man sich nicht etwas frisches zubereiten lässt, ist das Essen meistens kalt, weil es in den Aluschalen liegt und diese nicht gewärmt werden.

Manchmal, meistens am Freitag, gibt es dann noch das WELTBESTE POPCORN!!! 

Natürlich auch im Beutel :D

Es kostet ca. 1,50 € und ist selbst nach drei Tagen noch frisch und knusprig. Ich weiß nicht wie er es macht, aber das Popcorn vermisse ich jetzt schon!


Dann geht es schnell nach hause

Die Wohnung hat alles was man braucht und für chinesische Verhältnisse ist sie sehr groß für zwei Personen. Auf den ca. 80 qm leben normalerweise 6 Personen. Wir können uns also nicht beschweren und haben alles was wir brauchen.

 

Außer eine Heizung... in China wird die Heizung zentral gesteuert, d. h. Mitte November ist Beginn der Heizperiode. Bis dahin sind die Heizungen kalt. Die Klimaanlagen heizen ein wenig. Die große im Wohnzimmer schafft aber deutlich mehr Wärme als die kleinen in den Schlafzimmern. Deshalb heißt es anziehen, Tee trinken, warme Gedanken machen oder aufstehen und bewegen. Zum Glück wird es erst langsam kälter in der Nacht (Ende Oktober) und tagsüber haben wir noch immer um die 18 Grad. Es lässt sich also noch ohne Heizung aushalten und ich bin gespannt, ob es sich noch zwei Wochen hält oder ich doch noch richtig bibbern muss.  

Die chinesischen toiletten

Das passt jetzt zwar nicht ganz, aber irgendwie gehören Toiletten auch zum Alltag. Die öffentlichen chinesischen Toiletten sind anders als die deutschen Toiletten. Am Anfang ist es noch etwas seltsam, aber man gewöhnt sich schnell dran. Zumindest an die Toiletten mit Tür. An die rechten Toiletten ohne Tür kann ich mich nicht gewöhnen und diese Toiletten meide ich auch.


Kommentare: 4
  • #4

    Babette (Freitag, 09 November 2018 07:41)

    Ja genau. In dem Becher ist die Bohnenmilch. Ich habe allerdings gestern eine Studentin gefragt und die hat mir erklärt, dass es sich um Sojamilch handelt. Schmeckt trotzdem :) - obwohl ich Sojamilch in Deutschland nicht gerne mag. Die Studenten haben sich auch gefreut, dass ich jeden Morgen die Milch trinke und mich gestern angesprochen :D Wirklich niedlich, wie sie sich freuen, wenn man sagt einem gefällt es hier etc.

    Der Betreiber vom Wesalon ist auf Dozenten und Tutoren eingestellt und ich glaube er verdient sich eine goldene Nase an uns :D
    Der Wechselkurs schwankt zwischen 7,8 und 8,1. Ich rechne einfach immer 8 Yuan = 1 €. Der schwarze Kaffee kostet damit 1,50 € und der Cappuccino 2,13 €. Die Preise sind mit denen in Deutschland vergleichbar. Wenn man in ein anderes Kaffee außerhalb des Campus geht kann der Kaffee aber auch schnell 32 Yuan (4 €) kosten - und das ist kein Starbucks, auch wenn es dort ähnlich viel kostet. Verglichen mit meinem Mittagessen für 7 - 10 Yuan, also 0,88 € bis 1,25 €, empfinde ich Kaffee als das eine Luxusgut was ich mir hier gönne.

    Am Anfang haben wir uns alle schwer getan die Toiletten zu benutzen. Inzwischen benutzen wir aber auch wenn wir die Wahl zwischen dieser und einer normalen Toilette haben fast immer die chinesische Toilette - außer es ist eine Schlange vor der chinesischen, es hat sich nämlich gezeigt, dass die meisten Chinesen unsere Toiletten lieber nicht benutzen und diese dann häufig frei sind.
    Die chinesische Toilette hatten einen entscheidenden Vorteil: man berührt kaum etwas und ist weit genug weg. In Deutschland muss man immer genau aufpassen, dass man den Deckelrand nicht berührt. Das Problem erübrigt sich. Manche Toiletten haben auch keine Türen. Hier in der Uni benutze ich diese nicht, aber in Guilin mussten wir einmal eine solche Toilette benutzen. Die hat den Vorteil, dass man noch nicht mal eine Tür anfassen muss. Also eigentlich unterm Strich ziemlich reinlich. Die Chinesen gehen auch viel entspannter mit natürlichen Ausscheidungsvorgängen jeglicher Art um.
    So ändert sich der Blickwinkel auf die Dinge hier in China :D

    LG Babette

  • #3

    Wolfgang (Sonntag, 04 November 2018 20:03)

    Bei deinen Bildern vom Frühstück ganz oben, ist das in dem Becher die Bohnenmilch? Sieht fast wie Kakao aus ;-)
    Im Wesalon kann man ja sogar die Karte lesen. Das erleichtert die Sache ja doch ungemein. Wie ist denn der Umrechnungskurs? Wie teuer ist z.B. ein Cappuccino in Euro?
    Die Toiletten finde ich allerdings auch sehr gewöhnungsbedürftig. Ich glaube, da könnte ich die ersten Tage nicht drauf gehen.

    LG
    Wolfgang

  • #2

    Jeffrey (Samstag, 03 November 2018 17:31)

    Ach Babette,

    Ich werde dich schon ermutigen einmal eher aufzustehen und das typische chinesische Frühstück zu testen.

    Machen wir bald ;)

    Viele Grüße
    dein Nachbar ;)

  • #1

    Beate (Freitag, 02 November 2018 14:08)

    Hi Schatzi,
    hast Du sehr gut und ausführlich beschrieben Deinen Arbeitsalltag, das Wohnen und was es zu essen gibt. Da bleibt keine Frage offen und die Bilder machen es so anschaulich, als wär ich mit dabei :-)
    Wir senden Dir liebe Grüße, denken an Dich und freuen uns auf die nächste Videokonferenz!!
    Hdgdlmum :-*